Intern
  • Zentralbibliothek Panorama
Universitätsbibliothek
Katalog Website

Jahresbericht 2021

Herausforderungen im Jahr zwei der Pandemie

Das Jahr 2021 begann für die Universitätsbibliothek (UB) Würzburg mit einer Komplett-Schließung aller Bibliotheksstandorte: Diese am 18. Dezember 2020 verfügte Schließung wurde über den Jahreswechsel hinaus bis 31. Januar 2021 verlängert und bedeutete vor allem für die Studierenden, die sich auf die bevorstehenden Abschlussprüfungen vorbereiten mussten, einen (erneuten) harten Einschnitt: Der Zugang zu den gedruckten Medien und die Nutzung der Lernarbeitsplätze war ihnen bis März 2021 verwehrt. Erst dann durfte die UB ihre Türen wieder für die Buchausleihe öffnen und konnte ein eingeschränktes Angebot an Arbeitsplätzen zur Verfügung stellen.

Wie hat die Pandemie die Services der UB verändert? Wie sieht der Arbeitsalltag der UB-Mitarbeitenden unter Corona-Bedingungen, wie die Konsequenzen für Studium, Forschung und Lehre aus? Mehr dazu in der Timeline: Die UB in Zeiten von Corona

Neue Ausleihtechnik: die kontaktlose Selbstbedienungsausleihe hält Einzug

Der Lockdown am Anfang des Jahres beschleunigte eine der größten Veränderungen in der jüngeren Bibliotheksgeschichte: Die gesamte Ausleihtechnik in der Zentralbibliothek und größeren dezentralen Bibliotheken wird Schritt für Schritt auf die Radio-Frequency IDentification-Technologie umgestellt. Mit RFID wird eine vollständig kontaktlose Selbstbedienungsverbuchung möglich, die eine Ausleihe und Rückgabe von Medien unabhängig von der Entwicklung der Inzidenzzahlen auf Dauer sicherstellt. Einzug hielt die neue Technik in der Zentralbibliothek: Von August bis Dezember 2020 statteten UB-Mitarbeiter*innen und Hilfskräfte den Freihandbestand der Zentralbibliothek vollständig (ca. 500000 Einheiten) mit RFID-Tags aus und verknüpften die Medien mit dem Ausleihsystem. Nach der Beschaffung von Hard- und Software und dem Abschluss notwendiger Baumaßnahmen startete JMU-Präsident Paul Pauli am 27.7.2021 persönlich die kontaktlose Selbstverbuchung und beglückwünschte die UB zu dieser „großartigen und gewaltigen Leistung“: „Mit der Einführung der RFID-Ausleihe in der Zentralbibliothek hat die Universitätsbibliothek einen wichtigen Meilenstein genommen.“ Die Bedeutung dieser Maßnahme wird mit der geplanten Umstellung auf die RFID-Ausleihe an den größeren dezentralen Bibliotheksstandorten im Laufe des Jahres 2022 erst richtig deutlich: Erstmals in der Geschichte der Bibliothek wird dann ein großer Teil des dezentralen (Teilbibliotheks-)Bestands der UB ausleihbar sein.

Die Einführung der kontaktlosen RFID-Ausleihe ist nur ein Element der Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten in der Bibliothek, die 2021 angelaufen sind. Gegen Ende des Jahres konnte ein Teil des modernisierten Info-Zentrums mit neu gestaltetem Beratungsbereich für die Benutzung freigegeben werden.

UB-Corona-Umfrage: „Tut was endlich, bitte! Mein Studium hängt von Literatur und einem Arbeitsplatz in der Bibliothek ab!“

2021 war bereits das zweite Jahr in der Pandemie – das zweite Jahr, in dem die Universitätsbibliothek ihren Nutzer*innen nur ein eingeschränktes Service-Portfolio bieten konnte. Anhand zahlreicher über E-Mails oder Social-Media-Kanäle geäußerter Kritik lässt sich das Ausmaß des Unmuts über die fehlenden und stark vermissten Services erahnen. Stichhaltige und quantifizierbare Belege dazu fehlten aber. Um diese Meinungsäußerungen und einzelne Beschwerden zu verifizieren, führte die UB vom 13. Juli bis 9. August 2021 unter Studierenden, Wissenschaftler*innen und Interessierten aus Stadt und Region eine Corona-Umfrage durch, deren Ergebnisse im Herbst auf der UB-Homepage veröffentlicht wurden.

Die in den offenen Fragen gemachten Aussagen wurden für die Auswertung gebündelt und  zusammengefasst. Sie sind zu einzelnen Stichwörtern zusammengeschmolzen – die Zahl neben den jeweiligen Begriffen gibt die Häufigkeit der Nennung wieder. Auf der Seite "Was Sie sich von uns wünsch(t)en ..." sind die am häufigsten geäußerten Fragen, Wünschen und Kritikpunkten zusammengefasst:

Vier Dinge sind der Umfrage zu Folge essenziell für Studium, Lehre und Beruf: Lernarbeitsplätze, Zugang zu Literatur, Ausbau des Medienangebots und bessere Kommunikation. Spitzenreiter-Forderung der Studierenden war der Wunsch nach mehr Lernarbeitsplätzen. Die Umfrage machte deutlich, dass eine ruhigen Lernatmosphäre in einem sanierten und modern ausgestatteten Bibliotheksgebäude, das als Lern- aber auch Lebensort begriffen wird, für viele Studierende unverzichtbar ist.

„Ich weiß, dass das unrealistisch ist, aber ich wünsche mir einfach, dass es wieder so ist wie früher“. Diese Aussage und der Gesamteindruck der Umfrage machen deutlich, wie elementar eine funktionierende Bibliothek für das Gesamtsystem Universität und ihre Angehörigen, wie essenziell die Serviceleistungen der Bibliothek für das Gelingen und den reibungslosen Ablauf von Studium, Forschung und Lehre an der JMU sind. 81 % der Studierenden und 83 % der Wissenschaftler*innen halten die Angebote der UB für „sehr wichtig“. Für 88 % der Interessierten aus Stadt und Region spielen die Angebote der UB eine sehr entscheidende Rolle.

Nach der Krise ist vor der Krise

Mit gut 1 Million Bibliotheksbesuchen (von Corona-Zeiten abgesehen) zählt die Zentralbibliothek zu den am meisten frequentierten Gebäuden auf dem Universitätscampus. Die starke Benutzung hinterließ in dem vor 40 Jahren am 15. Juli 1981 bezogenen Bibliotheksgebäude deutliche Spuren. Die Einführung der kontaktlosen RFID-Ausleihe am 27.7.2021 ist ein Element weiterer, notwendiger Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten in der Bibliothek, die bereits angelaufen sind bzw. die unbedingt angegangen werden müssen, angefangen vom Austausch des Teppichbodens in der gesamten Zentralbibliothek über den Abschluss der Modernisierung des Informations-Zentrums bis hin zur Sanierung der Lüftungsanlage. Die größte Herausforderung, vor der die UB derzeit steht, ist die Magazinfrage: Bei einem jährlichen Bestandszuwachs von mehreren Zehntausend Medien und der – als Regionalbibliothek für Unterfranken – staatlichen Archivierungspflicht für alle Veröffentlichungen aus unterfränkischen Verlagen, benötigt die Universitätsbibliothek dringend mehr Magazinkapazitäten. Verfügte die UB über mehr Magazinplatz, könnte im dezentralen Bereich wenig nachgefragte Literatur ausgelagert werden, um an Stelle der Bücherregale mehr Lernarbeitsplätze für die Studierenden zu schaffen. Damit könnte man den am häufigsten und eindringlichsten formulierten Wunsch der Studierenden erfüllen.